Kirche und Kirchenzugehörigkeit

„Jesus kündete das Reich Gottes an und gekommen ist die Kirche"
(„Jésus annoncait le royaume, et c'est l'Église qui est venue."). Dieser viel zitierte Ausspruch des französischen, römisch-katholischen Theologen und Historikers Alfred Loisy (1857-1940) bringt die häufig empfundene Spannung zwischen der ursprünglichen Botschaft Jesu und der vorfindlichen Gestalt der Kirche bzw. der vielen Kirchen in ihren verschiedenen Konfessionen und Ausprägungen treffend auf den Punkt. Gleichwohl ist es offenbar ein unvermeidlicher Prozess, dass immer dann, wenn viele Menschen ein gemeinsames Ziel verfolgen und sich für eine Sache engagieren, sie sich irgendwie organisieren, eine Einrichtung mit bestimmten Regeln und Ordnungen entwickeln müssen. Auch die Christen blieben von dieser Notwendigkeit nicht verschont. Bereits im Neuen Testament sind erste Ansätze kirchlicher Organisationsbildung und Hierarchie zu erkennen.

Christliches Leben ist von der Wurzel her eine Gemeinschaftssache - im Sport würde man sagen eine Mannschaftssportart. Selbst Jesus ist nicht alleine predigend und heilend durch die Lande gezogen, sondern hat zu seiner Unterstützung unterschiedlichste Menschen als Jünger berufen, auch Frauen in seinem Umfeld als Mitarbeiterinnen geschätzt. Und sein Mustergebet heißt nicht „Mein Vater im Himmel ...", sondern bewusst gemeinschaftlich „Unser Vater im Himmel ...".

Mit Konsequenz als Christ zu leben fällt in der Gemeinschaft meist leichter. Denn mitten in der Betriebsamkeit des Alltags betend mit Gott verbunden zu sein, seine Feinde zu lieben, dem Armen sinnvoll zu helfen, sich Zeit zu nehmen für einen kranken oder alten Menschen und vieles andere zu vollbringen, was Jesus uns vorgelebt hat und von uns erwartet, können wir auf die Dauer nur schwer aus eigener Kraft. Dazu bedarf es immer wieder der gegenseitigen Ermutigung und Vergewisserung in der Gemeinschaft mit anderen Christen. Solche Gemeinschaftserfahrungen ermöglichen die Kirchen in all ihrer Vielfalt und trotz allem, was man an ihnen kritisieren mag.

Auch unsere offene Talkirche in Eppstein heißt jeden Menschen herzlich willkommen und lädt dazu ein, Gemeinschaft im Glauben zu erleben, einzukehren und Gottes Menschenfreundlichkeit zu spüren. Unsere vielfältigen Gottesdienste, Abendmusiken und Konzerte sowie sonstigen Gemeindeveranstaltungen sind Angebote, die Seele baumeln zu lassen, göttliche Kraftquellen anzuzapfen und innerlich neu aufzutanken für den Alltag.

Wie wichtig und wohltuend dies ist, wie hilfreich gerade auch Kirchengemeinden solche Oasen des Aufatmens bieten können, wird immer mehr Menschen bewusst. Viele von ihnen treten darum neu oder häufig auch wieder in die Evangelische Kirche ein. In der Bevölkerung wächst der Mut, sich zur Kirche zu bekennen. So möchten auch wir in Eppstein zum „Kircheneintritt" im doppelten Sinne einladen:

Bei uns können Sie jederzeit tagsüber in das Kirchengebäude eintreten, aber auch in die Kirche als die institutionalisierte Gemeinschaft der Gläubigen. Ein Gespräch mit der Pfarrerin, das Ausfüllen eines Formulars und schon sind Sie dabei! In größeren Städten wie Wiesbaden und Darmstadt gibt es inzwischen „Kirchenläden", in denen in größerer Anonymität ein persönliches Gespräch mit einem Seelsorger und der Kircheneintritt möglich sind. Dazu zu gehören tut gut!

Denn es gibt bei aller berechtigten Kritik mindestens zehn gute Gründe, in der Kirche zu sein: 

     

  1. Die Kirche begleitet durchs Leben und ist in Glück und Trauer hilfreich für Menschen da.
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  3. Die Kirche bietet in vielfältigen Gottesdiensten und Andachten gemeinschaftliche Ausdrucksformen des christlichen Glaubens und Orte der Stille.
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  5. Die Kirche lebt und fördert ein Gottvertrauen, das sogar über den Tod hinaus geht.
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  7. Die Kirche hilft bei der Gestaltwerdung christlichen Lebens im Alltag.
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  9. Die Kirche bietet in der Nachfolge Jesu Orientierung und bleibende Wertvorstellungen der Mitmenschlichkeit in unsicherer Zeit.
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  11. Die Kirche engagiert sich sozial, indem sie sich besonders der an den Rand unserer Gesellschaft gedrängten Menschen annimmt und in zahlreichen diakonischen Bereichen tätige Nächstenliebe an Schwachen und Kranken übt.
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  13. Die Kirche trägt mit zahlreichen musikalischen und kulturellen Veranstaltungen sowie der Pflege ihrer historischen Kirchengebäude zur Bewahrung und Förderung kostbaren Kulturgutes bei.
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  15. In Kindertagesstätten, im Religions- und Konfirmandenunterricht gibt die Kirche den Schatz ihres Glaubens und ihrer Lebenswerte an die nächste Generation weiter und wirkt am Bildungsauftrag der Gesellschaft aktiv mit.
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  17. Die Kirche bietet viel Raum für persönliches Engagement und fördert damit die Entdeckung und Entfaltung eigener Begabungen.
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  19. Die Kirche eröffnet einen wohltuenden Schutzraum, in dem ich in aller Unvollkommenheit Mensch sein kann.
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Sprechen Sie uns an. Dazu zu gehören tut gut!

Weitere Informationen über die evangelische Kirche, Fragen der Kirchenzugehörigkeit, des Übertritts oder Wiedereintritts sowie andere interessante Hinweise finden Sie auf den folgenden Seiten.

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